Friedrich Puschke

Hier ruht

Lehrer F.A. PUSCHKE

Geb. d. 24 Mai 1811

Gest. d. 23 Maerz 1874

Rückseite: Du lebst fort in unsern Herzen.

Puschkes waren in und um Steinort schon im 18. Jahrhundert sehr zahlreich. Fast alle von ihnen arbeiteten, wie die meisten Menschen in der Gegend, als besitzlose Landarbeiter für die Lehndorffs.[1] Ein Friedrich und ein Johann Puschke waren unter den Männern, die von den Lehndorffschen Gütern ins 1. Ostpreußische Infanterie-Regiment eingezogen wurden, um in den Napoleonischen Kriegen zu kämpfen. Ein Puschke wurde 1811 auch als Kutscher der Lehndorffs registriert. Allerdings verdiente er so kaum mehr als die meisten Knechte.[2] Einigen wenigen gelang jedoch durch Bildung ein sozialer Aufstieg. Einer davon war der 1811 geborene Friedrich Puschke. Seit spätestens 1835 unterrichtete er als einziger Lehrer an der Schule in Groß Steinort. Freilich war auch das Lehrerdasein nicht allzu leicht. Von dem wenigen, was er mit dem Unterrichten verdiente, konnte Friedrich Puschke sich und seine vielköpfige Familie nicht ernähren. Wie andere Lehrer in der Region war ihm deshalb vom Gutsherren Ackerland zugeteilt worden, um in der unterrichtsfreien Zeit Feldfrüchte darauf anzubauen. Weil die ihm zugeteilten Parzellen weit auseinander lagen und zudem zu wenig fruchtbar waren, wandte Friedrich Puschke sich 1854 „mit einer untertänigsten Bitte“ an den „gnädigsten“ und „hochgeborenen Grafen“: Das der Schule zugeteilte Land befinde sich „in drei Feldern verteilt in einer solchen Entfernung vom Gute, dass die anderen Lehrer ihre halbe Feldarbeit wohl verrichtet haben können, ehe ich nur dahin komme. Will ich einmal meine Felder an einem Tage nachsehen, was oft notwendig ist, um mich zu überzeugen, ob sie nicht verhütet sind, so habe ich einen Weg von beinahe einer Meile zu machen. Doch dieses ist nicht der einzige, auch nicht der größte Nachteil. Die ungünstige Lage derselben ist es hauptsächlich, welche mir sehr oft bedeutende Verluste verursacht. Diese gilt namentlich von den Morgen am kleinen Eichwald und am Orgelberg.
Bei schneereichen Wintern setzt sich gewöhnlich der Schnee daselbst, vom Sturm zusammengetrieben, in solcher Masse, dass die Frühlingssonne ihn erst sehr spät bewältigen kann und die Wintersaat gewöhnlich wenn nicht ganz, so doch zum größten Teil erstickt. Im gleichen verhält es sich bei nassen Jahren mit dem Ausfall und Untergang der Saaten und Feldfrüchte im Wasser. Wiewohl dieses Jahr ein gesegnetes in jeder Beziehung für Feldfrüchte genannt werden kann, so sind die Erträge von meinen Morgen sehr spärlich, ja kümmerlich. So habe ich von 2 Sch[e]f[fe]l Kornaussaat kaum 5 Schfl. erbaut, also das 2 1/2 te Korn. Von 2 Schfl. Weizen 10 – also das 5. Korn. Hieraus mögen Ew. Hochgeboren gnädigst beurteilen, wieviel ich in schlechten Jahren erbaut habe.

Nehme ich nun von diesem Ertrage die Saat und den Drescherlohn ab, so bleibt mir zu meinem Unterhalte sehr wenig übrig, dass ich nur mit trüben Blicken der Zukunft entgegensehen kann.

Um in Zukunft vielleicht glücklichere Resultate von meiner Feldwirtschaft zu erzielen, habe ich Ew. Hochgeboren hiermit untertänigst bitten wollen, die Separation des hiesigen Schullandes nach dem vorhandenen Flächenmaße in einem Plane nicht zu weit vom Gute gnädigst zu bewilligen.

In tröstender Hoffnung einer gnädigen Erhörung meiner Bitte verharre ich ehrerbietigst Ew. Hochgeboren ganz untertänigster Diener Friedrich Puschke“.[3]

Wahrscheinlich am 17. Oktober 1834 heiratete Puschke in der Kirche von Rosengarten Louise Bartsch.[4] Sie liegt auf dem Friedhof von Groß Steinort neben ihm begraben. 1835 wurde die älteste gemeinsame Tochter Pauline Adelheid geboren. Sie heiratete den Tischlermeister Carl Poltzien, mit dem gemeinsam sie ebenfalls auf dem Friedhof von Groß Steinort beerdigt ist.[5] In den nächsten Jahren wurden in schneller Folge die Kinder Louise Emilie, (Rosalie) He(i)nriette, Anna Maria, Friedrich und Albert Ferdinand geboren.[6] (Rosalie) Henriette starb 1871, auch sie ist auf dem Friedhof von Groß Steinort beerdigt. Wahrscheinlich war sie die erste Frau des Tischlers Carl Poltzien, der nach ihrem Tod in zweiter Ehe ihre Schwester Pauline heiratete. Über die anderen Geschwister ist nichts weiter bekannt, vielleicht starben sie früh. 1846 und 1848 kamen dann die Söhne Carl Ludwig und Heinrich Theodor zur Welt, beide wurden in den späten 1860er Jahren im Angerburger Kreisblatt als Wehrpflichtige genannt.[7] Der letzte Sohn, der 1853 geborene Richard Franz, folgte dem Vater nach dessen Tod 1874 als Lehrer in Groß Steinort nach. Auch er liegt auf dem Friedhof dort begraben.


[2] Gaby Huch, Die Lehndorffs, Berlin 2020, S. 146, 171.

[3] Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, XX. HA Rep. 54 Gutsarchiv Lehndorff-Steinort, Nr. 821 = https://lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/dokumente/detail_doc.xql?id=lehndorff_grm_vwy_fjb&datum=1854-08-30&searchTerms=puschke

[4] https://ofb.genealogy.net/famreport.php?ofb=rosengarten&ID=2-I62995&lang=de (die hier stehende Datierung auf 1824 muss ein Verschreiber sein, Puschke war damals erst 13 Jahre alt. Zudem wurde das erste gemeinsame Kind 1835 geboren).

[5] https://ofb.genealogy.net/famreport.php?ofb=rosengarten&ID=2-I63222&lang=de (definitiv falsche Angabe dazu unter Berufung auf http://www.datenbank-nord-masuren.besaweb.de/ in https://lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/register/personen/detail.xql?id=ed_bc1_knd_py, die hier als Mutter von Friedrich Puschke genannte Pachthoffrau Anna Puschke findet sich in den Kirchenregistern nicht)